Mich hatte es ja auf Grund des Spiels meiner Zebras bei Holstein Kiel in den Norden verschlagen.Und dank der Mauerfalltickets der Bahn stellte sich da ja auch noch als kostengünstig heraus. Zum dem Spiel meiner Zebras habe ich glaube ich genug gesagt 😉 und ja auch ein wenig geschrieben.
Es ergab sich aber für mich die Möglichkeit ein Spiel in der Pilze Liga des Handballs zu sehen. Ich, der höchstens mal ein Handballspiel des MTV Dinslaken sieht, wollte mir die Chance das Spiel THW Kiel gegen Paris St. Germain nicht entgehen lassen. Durch gute Kontakte, hier nochmals Danke, konnte ich für das Spiel ein Ticket erstehen. Was mich erst mal überraschte war, ich konnte ein Stehplatzticket ordern! Davon dass es beim Handball überhaupt Stehplatztickets gibt, hatte ich noch nie gehört! Gebucht wurde ein Stehplatzticket für schlappe 13€. Hinzu kam auch noch einiges an Gebühren und Versand. Also ein Preis, den man auch gerne für ein Fußballbundesligaticket zahlt. Das Spiel fand abends um 21:00 Uhr in der Ostseehalle, wie die Halle „Traditionalisten“ nennen, statt. Auch im Handball gibt es die Diskussion um Hallennamen, die durch Vermarktung Arenen heißen. Warum dass aber plötzlich Arenen werden, konnte mir bisher noch niemand erklären. Arenen verbinde ich immer mit Gladiatorkämpfen und Toten. Aber lassen wir die Diskussion.
Die Anreise zur Halle gestaltet sich auf Grund des Beförderungsmittels Fahrrad sehr unproblematisch. Die Ostseehalle kann gut 10.000 Zuschauer aufnehmen und die Verkehrssituation war, wenn man mit dem Auto anreiste alles andere einfach. Da sich die Polizei tagsüber völlig bei unserem Fußballspiel gegen Holstein verausgabt hat, hat sich natürlich auch niemand eingefunden um den Verkehr zu regeln. Nah, erkennt hier jemand Parallelen? Des Weiteren war keine Polizei mehr zu sehen. Hooligans haben den Handball noch nicht entdeckt. Die Sicherheit in der Halle regelte ausschließlich die Security. Die Ostseehalle ist ein ehemaliger Flugzeughangar aus Sylt, welcher mehrmals umgebaut wurde. Mich erinnerte die Konstruktion sofort an das Henkelmännchen in Köln. Einzig die vier Pfeiler in der Halle sind unterschiedlich. Somit gibt es wie im Olympiastadion Plätze mit Sichtbehinderung.
Es wurde fix vor dem Spiel noch ein Bier zu annehmbaren Preisen verinnerlicht. Mein Ticket war eigentlich für den 3. Rang. Ich entschied mich aber sehr bewusst für den 4. Rang unter dem Dach. Irgendwelche Ticketkontrollen in der Halle gab es nicht. Die Pilze Liga im Handball ist genauso durchorganisiert wie die im Fußball, Einlauf, Flaggen, Hymne etc. Jeder Spieler wird einzeln vorgestellt, auch die Gäste. Hier gab es Applaus für jeden Spieler von PSG. Bei PSG spielen drei ehemalige Spieler des THW. Omeyer der Torhüter bei PSG ist sogar auf der Legendenwand des THW montiert. Ich denke, wenn Julian Koch als Gegner bei uns auflaufen würde, gäbe es einem ebenfalls sehr freundlichen Empfang. Ansonsten dürften sich einzeln vorgestellte Gäste, im Fußball doch eher etwas anderes anhören. Ich schrieb alle Gäste, nur nicht wirklich alle, einer handelte sich direkte bei der Vorstellung ein riesen Pfeifkonzert ein. Warum das so war, konnte mir keiner den ich gefragt habe sagen, irgendwas muss aber im Hinspiel gewesen sein. Als ich dann dessen Rückennummer sah, hatte ich ein Déjà-Vu. Der hatte die Rücknummer 90! Erster Gedanke, ist der Hecht von Hiesfeld mal eben zum Handballspieler bei PSG mutiert? Die Pfiffe begleiten den Spieler M’Tima bei jeder Ballberührung. Die Kieler Zuschauer hatten ihn so richtig ins Herz geschlossen.
Zum sportlichen: Wie bereits gesagt, ich bin ja eher etwas geringeres Niveau beim Handball gewohnt. Also ich muss schon sagen, die Intensität, die Wucht und auch der Krafteinsatz während des gesamten Spiels waren beeindruckend! Kiel scheiterte mit dem ersten beiden Würfen direkt an Omeyer. Die Kieler Torhüter Sjöstrand hielt lange nicht einen Ball, jeder Abschluss von PSG, der aufs Tor kam, war drin. Der THW lag lang zurück, konnte mal mit einem Tor in Führung gehen, fing sich aber in der Regel sofort den Ausgleich. PSG für mich als Handballnovize mit einer Maßnahme, die ich so bisher noch nicht kannte, in Unterzahl wurde der Torhüter durch einen Feldspieler ersetzt. PSG spielte alle Angriffe lang aus, häufig bis zu dem Punkt, bis die Schiedsrichter Zeitspiel anzeigten. Der THW eher mit sehr schnellen Spiel, vielen Toren aus Tempogegenstößen. Der Treffsicherheit von Vujin war es in der ersten Halbzeit zu verdanken, dass der THW mit nur einem Tor zurück lang. Zehn Minuten in der zweiten Halbzeit änderte sich an dem Spiel fast nichts und dann hielt der Kieler Torhüter plötzlich drei Bälle hintereinander. Die Mitspieler trafen vorne, somit konnte der THW endlich in Führung gehen und ein Polster von drei Toren aufbauen. Jetzt hatte der THW viel Zeit beim Spielaufbau und traf vorne mit dem für mich in der zweiten Halbzeit überragenden Mann Canellas. Außerdem wurde fast jede Chance auf einen Tempogegenstoß genutzt und erfolgreich genutzt. Der dänische Nationalspieler Hansen, tat sich dann auch noch durch ein sehr hässliches Foul, bei dem er völlig unnötig eine Verletzung des Gegenspielers riskierte, hervor. Die Kieler Zuschauer hatten ab dem Zeitpunkt einen neuen „Lieblingsspieler“. PSG brachte dann keinen Druck und vor allem keine Schnelligkeit ins Spiel, um dem Rückstand aufzuholen. Diese zusammengekaufte Mannschaft scheint nur ein Tempo gegen zu können. Der THW stand in der Abwehr sehr sicher, der Torhüter hielt dann auch mal einen Ball, so dass ab ca. der 50. Minute das Spiel souverän über die Runden gebracht wurde. Danach hatte es aber lange nicht ausgesehen. Die Leistungssteigerung des Kieler Torhüters als Initialzündung entschied dann das Spiel. Wie ich so aus den Gesprächen der umstehenden Zuschauer heraushören konnte, sind die Torhüter wohl auch als Schwachpunkt ausgemacht.
Fazit: Für mich, der ja eher in den Handballniederungen zuhause ist, war es eine interessante Erfahrung. Alle Übertragungen im Fernsehen können die Intensität des Handballs nicht wieder geben. Das Tempo und auch der Druck der in der höchsten Klasse gespielt werden, sind beeindruckend. Und das Fußballspieler stellenweise Memmen sind, wusste ich eh schon vorher.