Eröffnung Gotthardtunnel

Als Bahnfan konnte ich mir die Eröffnung des Gotthardtunnels natürlich nicht entgehen lassen. Meine Bewerbung bei der Ersttour dabei zu sein, fiel natürlich bei 160.000 Bewerbungen im Losverfahren ins Wasser. Also selbst das Ticket kaufen und hinfahren war die Devise. Die SBB machte es mit einem Sonderpreis von knapp 44 CHF auch sehr einfach. Also fix morgens in die S-Bahn bis Wohlen. Ich wunderte mich auf der Fahrt nach Wohnen und auch in Wohlen, es gab an diesen Tag einfach keine Güterzüge. Normalerweise fährt auf dieser Strecke aller spätestens nach 10 Minuten ein Güterzug durch, den die Strecke ist hauptsächlich eine Güterzugstrecke, die den Rangierbahnhof Basel mit der Gotthardlinie verbindet. Aber nicht ein einziger Güterzug kam, dafür aber alle paar Minuten ein Extrazug. Ich habe später gelesen, dass die SBB am 4. und 5. Juni pro Tag 120 Extrazüge nach Rynächt/Pollegio eingesetzt hat. Jeden Tag gut 40.000 Menschen zu diesem Event zu transportieren, das ist eine Herausforderung. Und ich nehme es vorweg, das wurde durch die Organisatoren grandios gemeistert. Wir Deutschen können uns nicht nur eine Scheibe abschneiden (O-Ton Angela Merkel), nein was die Schweizer da geleistet haben, da müssen wir uns ganze Brote abschneiden. Kurz: Die ganze Logistik rund um die Eröffnung war Tip Top.

Mit dem Extrazug ging es über Arth-Goldau weiter bis zum „Publikumsanlass“ Rynächt. Publikumsanlass tönt/klingt für mich wie „Beförderungsfall“, aber lassen wir das. Im Zug kam dann die Durchsage, dass der Zug obwohl er eigentlich in Rynächt enden sollte, direkt durch den Tunnel bis Pollegio fährt. Das Wetter in Rynächt war nicht wirklich einladend, also sitzen bleiben und auf besseres Wetter im Tessin hoffen. Von dem Befehlsbahnhof Rynächt ist man fix im Tunnel. Tja, wie soll man einen Tunnelfahrt beschreiben. Das ist nun mal so wie jede andere Tunnelfahrt auch. Was man sich aber verinnerlichen sollte, bis zu 2 Km Gestein lagern über einem. Die Nothaltestellen Sedrun und Faido geben einem einen guten „Überblick“ wie weit man im Tunnel ist. Mit in der Spitze 200 Km/h ist man in etwas über 20 Minuten durch. Auch in Pollegio direkt nach dem Tunnel gab es ebenfalls einen Behelfsbahnhof für den Publikumsanlass. Das Wetter im Tessin war nicht einen deut besser, als das Wetter am Nordportal. Schnell noch ein paar Fotos vom Bahnhof und ab ging es zum Festgelände. Vor dem Bahn-Betriebsgebäude in Pollegio ist einer der vier Bohrköpfe ausgestellt. Hier sieht man die gewaltigen Dimensionen sehr eindrücklich. Das Tunnelbetriebsgebäude ist sehr futuristisch gebaut, mir fehlt das Holz, ich kann mit diesen kahlen Betondingern einfach nichts anfangen. Das ich sehr früh vor Ort war, es war noch keine 10 Uhr, herrschte noch sehr wenig Betrieb auf dem Gelände. Vorbei ging es an einer riesige Bühne mit Videowall, die für die Aufführung benutzt wurde, zu den Ständen der Sponsoren. Stadler, die den neuen Gotthardzug liefern, hatte einen Simulator aufgestellt. Mit diesem Simulator konnte jeder mal den neuen Zug als Lokführer testen. Die Schlange vor dem Simulator war aber mächtig. Aufgebaut war das Festgelände natürlich mit einigem an Ess- und Trinkständen, dazwischen Sponsoren. Für mich interessant, der Stand von Alptransit mit einem Modell der Bohrmaschine und einem aufgeschnittenen Bohrmeißel. Die Sponsoren ABB, Stadler und die Post (bedingt) verstehe ich ja, weil da ja ein eindeutiger Bahnbezug zu erkennen ist, aber Coop, Mobilar nun ja. Ich sehe es ja auch ein, ein solches Event muss finanziert werden. Die „Beutelratten“ hatten auf jeden Fall genug Gelegenheit für Mitbringsel. Die roten Hüte der Mobilar haben mich noch bis zum aussteigen aus dem Zug an meinem Wohnort verfolgt 😉 In Pollegio wurde ich auch Zeuge der umstritten Aufführung von Volker Hesse. Ich war etwas zu spät dran, einen Platz auf der Tribüne gab es nicht mehr, also „von draußen gucken“ war angesagt. In einer Kurzform von 10 Minuten habe ich die Aufführung bei Youtube gefunden. Jeder kann/darf/soll sich selbst ein Bild machen. Ich habe die Aufführung nicht verstanden.

Ziemlich zügig ging es dann zurück nach Rynächt, Festplatz Biasca habe ich mir gekniffen weil ich in Erstfeld einfach mehr erwartete. Eigentlich hätte ich laut Ticket über die alte Gotthardstrecke zurück gemusst, ich wurde aber in einen Zug geleitet, der wieder direkt durch den Tunnel fuhr. So habe ich eine gute 3/4 Stunde Reisezeit gespart. Gibt schlimmeres. Und die Kirche von Wassen muss dann eben noch auf das aus dem Zug fotografiert werden, warten. Das ideale Wetter um schöne Fotos zu machen, war es ja eh nicht. Bei meiner Ankunft in Rynächt war dann doch deutlich mehr Betrieb wie in Pollegio. Hier gab es im Gegensatz zu Pollegio für den Kanton Uri eine eigene Zone, in Pollegio für das Tessin nur einen Pavillion. Das ganze Festgelände war immer in Zonen eingeteilt um die Orientierung zu erleichtern. Der Kanton Uri hatte hier eine Bühne mit einem sehr ordentlichen Programm, hinzu kamen natürlich regionale Spezialitäten. Ansonsten war der Aufbau der beiden Festgelände Rynächt/Pollegio sehr ähnlich, nur das es in Rynächt keine großen Festzelte gab, sondern Hallen. Rynächt diente als Installationsplatz für die gesamte Bahntechnik im Tunnel, dafür benötigte man die Hallen. In einer Halle gab Emil das S´Chileli vo Wasse, wofür man separat Eintrittskarten kaufen musste. Rynächt habe ich im Schnelldurchlauf abgearbeitet, einen Teil des Programms kannte ich ja schon, mein Ziel war Erstfeld.

Der Transport mit Postbussen zwischen den Festgeländen war super organisiert, ich habe es ja schon oben geschrieben, alles gut durchdacht und ganz sauber umgesetzt. Erstfeld hatte für den Bahnfan so ziemlich alles zu bieten, Lokomotiven mit einem Alter von über 100 Jahren, bis hin zu nagelneuen Lokomotiven. Und das schöne, man kam in jeden Führerstand einer Lok und konnte sich als Lokführer fühlen. Hinzu kamen jede Menge Funktionsfahrzeuge, Messwagen und der komplette Feuerlöschzug für den Tunnel. Alle Mitarbeiter sehr freundlich, stellten sich jeder Frage und beantworteten diese Fragen sehr geduldig. Einfach nur Top. Großes Kompliment. Zurück ging es dann am späten Nachmittag wieder mit einem Extrazug bis Rotkreuz, für den Rest musste die S-Bahn her halten.

Fazit: Ein sehr gelungener Tag. Die komplette Umsetzung dieses „bahnschweizerisch“ Publikumsanlasses, war angefangen vom Kauf der Tickets, vom Transport zum und zwischen den Festgelände, super. Ich fand das Projekt die Menschen an die Hand nehmen und zeigen, dass haben wir hier gebaut aus euren Ja gebaut (die Schweizer mussten in einer Abstimmung ihr Ja erklären). So nimmt man die Bevölkerung bei Großprojekten von Anfang an wirklich mit. Am Gotthardtunnel sieht man, wie man Großprojekte erfolgreich umsetzt und nicht irgendwelche Milliarden für überteuerte Innenstadtprojekt eigentlich sinnlos verplempert. Das Geld was für Stuttgart 21 ausgegeben wird, hätte man viel sinnvoller in den Ausbau der Rheintalbahn investiert. Die Schweizer haben eine Hochleistungsverbindung durch die Alpen gebaut und wir Deutschen sind nicht in der Lage diese Verbindung ordentlich zu „beliefern“.

Ich habe an diesem Tag gut 300 Bilder gemacht. Eine Galerie mit über 100 Bildern ist hier zu finden: https://www.apeters.net/bilder/sonstige/gotthardtunnel/

Radtour Windisch – Koblenz – Stein-Säckingen

Die ersten richtigen warmen Tage habe ich, nach einigen Wanderungen, genutzt, um mein Fahrrad mal wieder auszuführen. Erstes Ziel sollte für mich Koblenz sein. Nein, nicht das Koblenz, sondern das Koblenz wo die Aare in den Rhein fließt. Erst mal ging es über Mägenwil bis zur Reuss. Mein Versuch direkt an der Reuss weiter zu kommen, endete auf einem Wanderweg, mit Mountainbike wäre da sicher was gegangen, aber nicht mit meinem Rad. In Windisch kam ich dann endlich wieder an den Fluss, diesmal aber nicht an die Reuss, sondern an die Aare. Kurz hinter Windisch fließen dann die Reuss und der Limat in die Aare. Meine Versuche direkt am Fluss weiter zu kommen waren auch nicht wirklich von Erfolg gekrönt. Es muss da einem Dammweg geben, den habe ich aber nicht gefunden. Vorbei am Wasserkraftwerk Klingnau ging es weiter bis zur Mündung der Aare in den Rhein. Nachdem ich schon am AKW Benznau (zur Zeit das älteste AKW der Welt) vorbei gefahren bin, ging es dann am Rhein entlang zum nächsten AKW Leibstadt. Damit hatte ich drei der vier Schweizer AKWs schon auf dem „Konto“. Und Jodtabellen habe ich noch nicht erhalten 😉 Über Laufenburg (wieder ein Wasserkraftwerk) ging es dann zum Ende der Tour nach Stein-Säckingen. Alles in allem eine schöne, für Schweizer Verhältnisse sehr flache Tour. Was mir als Ruhrgebietler doch zusagt, mit den Bodenunebenheiten hier habe ich doch meine liebe Mühe.

Bilder: https://www.apeters.net/bilder/berge/schweiz/reussaarerhein052016/index.html